Argumentationstraining gegen Stammtischparolen mit Dr. Christian Boeser-Schnebel von der Universität Augsburg. Foto: Kutzner

Argumentationstraining gegen Stammtischparolen mit Dr. Christian Boeser-Schnebel von der Universität Augsburg. Foto: Kutzner

Wenn der sogenannte „Grizzlymodus“ eingesetzt hat, muss man einfach abwarten bis das Adrenalin weg ist. Erst dann kommt wieder eine Diskussion infrage. Etwas platt gesagt ist damit eine der Kernaussagen zusammengefasst, die Dr. Christian Boeser-Schnebel beim Seminar für Referenten in Loy vermittelte. Der Projektleiter des Netzwerks für politische Bildung Bayern war von Augsburg nach Loy gereist, um mit den Referenten der Neigungs- und Einstiegslehrgänge ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen durchzuspielen. Dabei ging es nicht nur darum, das Reden zu trainieren, sondern auch das Zuhören. „Es ist wichtig, die eigene Haltung zu Stammtischparolen zu reflektieren. Bin ich Missionar, Allesversteher oder eher Krieger?“, sagte der Kommunikationstrainer.

Der Grizzlymodus

Der von Boeser-Schnebel genannte „Grizzlymodus“ beschreibt eine abwehrende Grundhaltung, in der einer oder mehrere Teilnehmer einer Diskussion nicht mehr klar denken können. „Bis das Adrenalin weg ist können fünf Minuten bis zwei Stunden vergehen. Es ist schwierig da rauszukommen, denn es ist oftmals ein gegenseitiges Hochschaukeln“, sagte Boeser-Schnebel. Fünf Minuten einfach zuhören, empfiehlt der Experte in diesem Fall. Und das gelte im Übrigen für beiden Seiten der Diskussion. Problematisch sei, wenn Rechthaberei und Selbstgerechtigkeit im Spiel sind – egal von welcher Seite.

Seine Empfehlungen zum Umgang mit Stammtischparolen sind:

  1. In öffentlichen Situationen klar distanzieren.
  2. In ruhiger Atmosphäre zum gemeinsamen Denken einladen und interessiert nachfragen
  3. Gemeinsam nach Wechselwirkungen oder Dilemmata suchen

Die Ursachen für Stammtischparolen liegen oftmals in Verallgemeinerungen, widersprüchlichen Argumenten, Betroffenheit aber auch dem fehlenden Denken in Wechselwirkungen. „So führt zum Beispiel die Politikverdrossenheit der Bürger zur Bürgerverdrossenheit der Politiker und so weiter“, sagte Boeser-Schnebel. Dabei sei es ganz normal, dass das eigene Denken in Schubladen organisiert ist. „Wir müssen uns das nur bewusst machen. Die eigene Offenheit ist für die Kommunikation zentral.“ Helfen kann eine analytische Perspektive, die den Ursachen der Stammtischparolen auf den Grund geht.

"Schmutzige Wäsche" mit allem, was nicht funktioniert, kam in die Wäsche und anschließend weiß auf die Leine. Foto: Kutzner

„Schmutzige Wäsche“ mit allem, was nicht funktioniert, kam in die Wäsche und anschließend weiß auf die Leine. Foto: Kutzner

Während der Workshop mit Dr. Christian Boeser-Schnebel für alle Referenten gedacht war, arbeiteten jeweils einen Tag zuvor bzw. danach die Referenten der Neigungslehrgänge bzw. der Einstiegslehrgänge an spezifischen Themen. Fragestellungen wie etwa, welche Inhalte überarbeiten werden müssen oder welche organisatorischen Schwierigkeiten es gibt diskutierten die Referenten im Plenum und in Kleingruppen. Klar ist, dass in vielen Bereichen der Neigungslehrgänge aber auch für die Einstiegslehrgänge der Bezirksjugendfeuerwehren weitere Referenten benötigt werden. Im vergangenen Jahr kamen landesweit über 250 Lehrgänge und Seminare zusammen, mit denen die Arbeit in den Jugendfeuerwehren auf die eine oder andere Art verbessert wird. „Das funktioniert nur, weil ihr einen guten Job macht“, sagte Bernd Dahle, 1. Bildungsreferent der Niedersächsischen Jugendfeuerwehr.

Besondere Ehrungen
Landes-Jugendfeuerwehrwartin Anke Fahrenholz bedankte sich bei langjährigen Referenten. Foto: Kutzner

Landes-Jugendfeuerwehrwartin Anke Fahrenholz bedankte sich bei langjährigen Referenten. Foto: Kutzner

Die Überschneidung beider Referententeams kurz vor dem Workshop von Dr. Christian Boeser-Schnebel nutzte Landes-Jugendfeuerwehrwartin Anke Fahrenholz, um einige verdiente und langjährige Referenten zu verabschieden. Birgit und Wolfgang Klauenberg sowie Silvia Weigelt und Helga Hülsemann waren teils jahrzehntelang für die Basis als Referenten unterwegs und beendeten beim Seminar für Referenten offiziell ihre Tätigkeit. Anke Fahrenholz überreichte ihnen ein Präsent der Niedersächsischen Jugendfeuerwehr und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit und die geleistete Arbeit in den vergangenen Jahren.