Im April fanden im Landkreis Wolfenbüttel zwei Seminare zur Aufklärung derFeuerwehren gegen Rechtsextremismus statt. Über 50 Feuerwehrmitgliederund Politiker trafen sich im Dorfgemeinschaftshaus in Heiningen, sowie im Feuerwehrdepot in Schöppenstedt zum "Löschangriff gegen Rechts", so der Name des Projektes vom Landesfeuerwehrverband Niedersachsen.
Mit der Unterstützung dieses landesweiten Projektes sollen Feuerwehrkameraden und Kameradinnen sensibilisiert und über aktuelle Werbemethoden der "Braunen" aufmerksam gemacht werden.

"Das Aussehen, Auftreten und die Erscheinungsform der Nazis hat sich in den letzten Jahren stark verändert", sagte Andrea Müller, Referent dieser Kampagne vom Lidice Haus in Bremen. Über "Springerstiefel und Glatzen" haben die Extremen früher ihr rechtes Gedankengut noch öfter äußerlich gezeigt. Heutzutage kann es der Nachbar von nebenan sein – der vermeintlich gute Kumpel.

Viele Leitfragen konnten von dem Diplom-Sozialarbeiter beantwortet werden, der sich seit über 20 Jahren mit der schwierigen Thematik befasst, wie zum Beispiel: Wie sieht eigentlich ein moderner Nazi aus? Oder: Wie können wir unsere Jugendlichen vor Rechtsextremismus schützen? In dem Präventionsseminar wurde unter anderem deutlich, dass Neonazis eine besondere Art von
Hilfestellung versuchen. Persönliche Probleme wie Erfolglosigkeit, Einsamkeit, Ausweglosigkeit oder auch Geldschulden werden von rechten Gruppierungen genutzt, um genau dann Hilfestellung zu geben. Vor allem Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein werden wieder in einer Art aufgebaut, dass schlimmstenfalls eine emotionale Bindung erfolgt. An diesem Punkt hat die Falle spätestens zugeschlagen.

Aber auch genau an diesem Punkt ist es spätestens eine gesellschaftliche Aufgabe, dem entgegenzuwirken. "Und letztendlich ist es damit natürlich auch Aufgabe der Freiwilligen Feuerwehren Licht ins braune Dunkel zu bringen", sagte Martin Hortig, Erster Kreisrat des Landkreises Wolfenbüttel, der ebenfalls an den Veranstaltungen teilnahm. In den Wolfenbütteler Jugendfeuerwehren werden Kinder, Jugendliche und Heranwachsende aktiv integriert. Die Jungs und Mädels werden im jungen Alter Teil einer Gruppe und damit Teil einer Kameradschaft, wodurch die menschliche Wertschätzung steigt. Schon in diesem Alter ist das Gefühl der Anerkennung von großer Bedeutung. In der Jugendfeuerwehr finden sie Anerkennung und Menschen, die ihnen zuhören und auf sie eingehen. All das mag selbstverständlich klingen und nichtsdestoweniger passiert gegenwärtig hin und wieder genau das  Gegenteil.

Das Blickfeld muss auch dahingehend erweitert werden, dass Rechtsextremisten versuchen, sich in Jugendfeuerwehren einzugliedern. Sätze, die fremdenfeindlich sind und inhaltlich gegen Menschen mit Migrationshintergrund oder körperlichen Beeinträchtigungen stehen, haben rechtes Gedankengut. Aber: "Rechtsextremismus hat in der Feuerwehr keine Chance", unterstrich Martin Hortig. Und damit dies nicht passiert, ist es die Aufgabe der Kameraden, Vorurteile abzubauen und entsprechende Aufklärung zu betreiben. Ein wachsames Auge sollte daher jeder haben. "Wie finde ich heraus, ob Rechtsradikale sich in Wehren verankern wollen?", fragte Andrea Müller in die Wolfenbütteler Runde. "Oftmals sind die Wehren ja um jeden neuen Kameraden erfreut, der aktiv beitreten will. Doch wir dürfen den Rechten nicht die Türe öffnen, damit diese ihre absurde Gesinnung verbreiten können." Ein toleranter Umgang miteinander und das Akzeptieren der verschiedensten Meinungen und Ansichten sollten zu den demokratischen Grundsätzen der Freiwilligen Feuerwehren gehören. Ebenso, dass Stärken gefördert und Schwächen akzeptiert werden, damit ein kameradschaftlicher Umgang stattfinden kann. Aufklärung heißt auch, dass Zahlencodes, Symbole oder auch Musikrichtungen aufgezeigt werden, welche von den Rechtsextremisten verwendet werden.

 

Autor: Marcus Kordilla – FBL Öffentlichkeitsarbeit KJF Wolfenbüttel