Peine. Die 10-jährige Hatice lächelt verschmitzt: "Erst war es meine Mutter, die mich für die
Jugendfeuerwehr interessiert hat." Aber schon nach wenigen Übungsstunden war sie
überzeugt: "Ich möchte Mitglied werden."
Hatice ist eines von zwei türkischen Mädchen, die in den vergangenen Monaten der
Jugendfeuerwehr Peine-Kernstadt beigetreten sind. Doch damit nicht genug: Weitere vier
Jungen derselben Herkunft haben vor kurzem dasselbe getan. Alle sechs sind zwischen 10
und 12 Jahre alt.

Ihre Vorstellungen von der Feuerwehr sind vielfältig: "Ich finde die Übungen toll und freue
mich auf die Wettkämpfe", sagt der 10-jährige Weisel. Hatice wünscht sich, einmal im
Feuerwehrwagen beim Einsatz mitzufahren. "Mir macht es Spaß, wenn Mädchen und Jungen
zusammen etwas machen", sagt die 10-jährige Sena.

"Obwohl die Jungs zunächst die Nase gerümpft haben, als die Mädchen bei Übungen dabei
waren", berichtet Jugendfeuerwehrwart Carsten Kunter. Aber das habe sich schnell geändert,
schließlich hätten die Mädchen den größeren Ehrgeiz.

Zusätzlich zu den türkischen Jugendlichen sind in diesem Jahr 22 deutsche Mädchen
und Jungen der Jugendfeuerwehr Kernstadt beigetreten. "Ein Boom", sagt Feuerwehr-
Pressereferent Francesco Schweer. Schließlich seien es im Vorjahr nur insgesamt 13 gewesen.

Erklären allerdings können sich das die Feuerwehrleute nicht genau – höchstens: "Wir
haben vor kurzem viel Werbung gemacht", sagt Schweer. Eine ganze Seite im Peiner
Stadtmagazin "Südblick" zum Beispiel, in unterschiedlichen Sprachen. Grundsätzlich lege
die Feuerwehr aber Wert darauf, dass sie keine Unterschiede zwischen Herkunft, Nationalität,
und Religion mache. "Wir behandeln alle gleich, das war schon immer so, unabhängig
von Politik und anderen Einflüssen", unterstreicht Kunter. Es gebe nur eine Bedingung,
die Jugendlichen müssten deutsch sprechen. Dies sei einerseits für die Einsatztruppe
lebensnotwendig und andererseits sehr hilfreich. "Was gibt es Besseres, als wenn wir
mehrsprachig dort im Einsatz sind, wo mehrere Nationalitäten leben", fragt Schweer?

Überhaupt begreife die Feuerwehr das Miteinander unterschiedlicher Kulturen nicht als nur
Umgang der Jugendlichen in der Wehr. "Bei uns sind die Eltern von Anfang an dabei. Sie
werden regelmäßig zu den Veranstaltungen eingeladen."

Letztlich seien die aufgeweckten Jugendlichen ein gutes Beispiel für erfolgreiches
Miteinander – und wie selbstbewusst sie in die Zukunft sehen: Ärztinnen, Fußballer, Lehrer

oder Ingenieur wollen sie werden. Schweer: "In der Feuerwehr haben sie beste Möglichkeiten,
in Freundschaft und Gemeinschaft mit Gleichaltrigen anderer Nationalitäten eine solide Basis
zu schaffen".