Celle/Niedersachsen An einem Wochenende zu Gast in der Landesfeuerwehrschule zu sein, das ist selbst für Feuerwehrmitglieder etwas besonderes. Die 46 Kreis-Jugendfeuerwehrwarte sowie weitere Funktionsträger und Führungskräfte der Niedersächsischen Jugendfeuerwehr sind der Einladung Ihres Landes-Jugendfeuerwehrwartes Heinrich Eggers gefolgt, um am jährlichen Seminar teilzunehmen. Unter der Leitung des Jugendreferenten Dieter Fröchtenicht galt es die Teilnehmer in Sachen Jugendarbeit auf den neuesten Stand zu bringen und Beiträge zur Strukturarbeit der Jugendorganisation zu leisten.
Hauptaugenmerk des zweitägigen Wochenendseminars war der Auftakt der Kampagne zur Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Dabei galt es selbstkritisch die Frage „Chance für die Jugendfeuerwehr Niedersachsen !?!“ zu beantworten.
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann eröffnete mit einleitenden Worten und war voll des Lobes über die Entscheidung, dass sich die Jugendfeuerwehren künftig verstärkt dem Thema Integration tatkräftig widmen wollen. Organisator Heinrich Eggers hat zusammen mit dem Niedersächsischen Innenministerium für die gut 5stündige Auftaktveranstaltung zahlreiche kompetente Referenten gewinnen können.
In einem humorvollen und gleichwohl ansprechenden Vortrag erläuterte Heinz Knoche, Teamleiter Migration und Integration des DRK Generalsekretariat Berlin, die mögliche Herangehensweise. „Jugendfeuerwehr ist kein Club of Friends, also mit einem Skatclub nicht zu vergleichen. Damit das so bleibt, muss sich auch Jugendlichen mit Migrationshintergrund gewidmet werden“ so Knoche. Er untermauerte die Notwendigkeit, sich dem zeitgemäßen Themenfeld nicht mit Passivität und abwartender Haltung zu widmen, sondern nach dem informellen Auftakt aktiv ans Werk zu gehen.
Dr. habil. Dursun Tan, Fachbereich Jugend und Familie der Landeshauptstadt Hannover, blickte in Vergangenheit sowie Gegenwart und ließ selbst den Millionsten Gastarbeiter Armado Rodrigues nicht unerwähnt. Dieser aus Portugal stammende Migrant erhielt damals, im Jahre 1964, für diese Jubiläumszahl als Gastgeschenk ein Moped überreicht. Dr. Tan beschrieb sehr treffend die verschiedenen Personengruppen, die nach Deutschland gekommen sind und auch noch heute kommen. Hierzu zählen beispielsweise ausländische Studierende, Rückkehrende deutsche Staatsbürger, Asylzuwanderer, Spätaussiedler oder auch Saisonarbeiter.
Die Vorsitzende des Niedersächsischen Integrationsrates Dr. Koralia Sekler ließ bis zum Ende ihres Vortrages die Zuhörer über ihre persönliche Herkunft im Unklaren. Zunächst ging sie auf die Lebenslagen junger Spätaussiedler ein und stellte klar, dass nicht nur die Sprache der Schlüssel zur Integration sei. „Die Tür ist bereits offen, doch das, was die Jugendfeuerwehren leisten, ist ausbaufähig“ stellte die aus Polen stammende Referentin überzeugend fest. Sie betonte die Chance die sich der Jugendorganisation biete und resümierte, dass durch integrativen Nachwuchs die Vielfalt und somit das ehrenamtliche Engagement der Freiwilligen Feuerwehren gesichert werden könne.
Der Auftakt ist geglückt, nun gilt es in die Praxis einzusteigen. Dazu wurde ein Arbeitskreis gegründet, der sich aus verschiedenen Vertretern der Jugendfeuerwehren zusammensetzt und schon Anfang 2009 erste Ergebnisse liefern will.
Die Deutsche Jugendfeuerwehr hat bereits einen passenden Namen für die integrative Jugendarbeit gefunden: „Unsere Welt ist bunt.“ beschreibt sehr treffend das, was die Jugendfeuerwehren auch im 21. Jahrhundert ausmacht.
Das Jugendwarteseminar wurde neben dem integrativen Kernthema aber auch für einen regen Erfahrungsaustausch der Funktionsträger genutzt, die über ihre Erfahrungen der Jugendarbeit aus veranstalteten Zeltlagern oder anderen Großveranstaltungen berichtet haben.
Hauptaugenmerk der kommenden Monate gilt den Kinderfeuerwehren sowie dem nahenden 15. Landeszeltlager – beides wichtige Bereiche, die strukturiert begleitet werden wollen.
Text: Oliver Witt / Foto: Horst-Dieter Scholz